Holzfaserdämmung – Vom Wald ins Wohnzimmer
Holzfaserdämmstoffe haben unter den Naturdämmstoffen den größten Marktanteil und das zurecht: Das Material punktet mit guten Dämmwerten und flexiblen Einsatzmöglichkeiten und stellt eine nachhaltige Alternative zu konventionellen Dämmstoffen dar. Holz ist ein nachwachsender Rohstoff und die für die Herstellung verwendeten Holzfasern sind ein Abfallprodukt der holzverarbeitenden Industrie. Der klimafreundliche Rohstoff Holz bindet in seiner Wachstumsphase eine Menge CO2, welches auch nach der Verarbeitung zu Dämmstoffen eingelagert bleibt. Viele Holzfaserdämmungen verfügen darüber hinaus über bauökologische Zertifizierungen anerkannter Organisationen, die die Qualität der Produkte bescheinigen.
Bereits seit 1930 werden Holzfaserprodukte zur Wärmedämmung genutzt. Sie gehören zu den ältesten industriell hergestellten Naturdämmstoffen. Holzfaserdämmstoffe sind als Platten, flexible Matten oder loses Material erhältlich, sodass sie im gesamten Haus verwendbar sind. Sie werden häufig mit WF (wood fibre) oder HFD (Holzfaserdämmung) bezeichnet.
Woraus besteht die Holzfaserdämmung?
Eine Holzfaserdämmung besteht zu mindestens 85 Prozent aus Holzfasern. Diese werden aus dem Restholz von Nadelhölzern, z. B. Fichte, Kiefer oder Tanne, gewonnen. Nadelhölzer eignen sich besonders, da sie in hoher Zahl verfügbar sind und eine gute Faserqualität aufweisen. Unsere Holzfaserdämmstoffe weisen eine FSC- oder PEFC-Zertifizierung, welche versichert, dass das verwendetet Holz ausschließlich aus verantwortungsvoll bewirtschafteten Forsten stammt. Diese Art der Waldwirtschaft sichert den nachhaltigen Baumbestand und verhindert die Überforstung.

Das Holz enthält ein eigenes harzbasiertes Bindemittel namens Lignin, welches bei vielen Holzfaserdämmprodukten als einziges Bindemittel fungiert. Je nach Hersteller und Herstellungsverfahren können auch weitere Bindemittel, wie Harze oder Bitume, oder Leime zur Verbindung mehrerer Plattenschichten beigemischt werden. Für eine wasserabweisende Wirkung der Holzfaserdämmung werden in der Herstellung ggf. Naturbitume, Paraffine oder Latex zugesetzt und Ammoniumphosphat, Aluminiumsulfat oder Borate kommen als Brandschutzmittel zum Einsatz.
Herstellungsprozess der Holzfaserdämmung – Nass- und Trockenverfahren
Das benötigte Holz zur Herstellung von Holzfaserdämmstoffen wird aus der holzverarbeitenden Industrie gewonnen. In Vorbereitung auf die Verarbeitung der Holzreste in einem der zwei möglichen Verfahren werden diese zunächst mit Wasserdampf aufgeweicht und mit Hilfe von Mahlscheiben aus Metall zerfasert.
Nassverfahren
Beim Nassverfahren werden die Holzfasern daraufhin mit Wasser gemischt, sodass eine breiige Substanz entsteht. Dieser Brei wird dann zusammengepresst und erhitzt. Das in den Fasern enthaltene Lignin dient dabei als natürliches Bindemittel und verklebt die Holzfasern miteinander. Beim Nassverfahren sind keine zusätzlichen Leime notwendig. Anschließend wird die Masse getrocknet und kann zu Platten geschnitten werden.
Trockenverfahren
Beim Trockenverfahren werden die Holzfasern getrocknet und mit Bindemitteln gemischt. Als Bindemittel fungieren meist Kunstharze. Danach wird das Material ebenfalls gepresst und geformt. Die Bindemittel werden durch Wärme aktiviert. Nachdem das Material abgekühlt ist, kann es geschnitten und verpackt werden. Durch die künstlichen Zusätze in der Holzfaserdämmung ergibt das Trockenverfahren besonders druck- und formstabile Dämmplatten.
Die Holzfaserdämmplatten sind in unterschiedlichen Stärken erhältlich – bei der Herstellung im Trockenverfahren entstehen zwischen 20 und 300 mm dicke Platten und bei der Herstellung im Nassverfahren zwischen 3 und 32 mm dicke Platten.











Wo kommt die Holzfaserdämmung zum Einsatz?
Holzfaserdämmprodukte können im gesamten Haus eingesetzt werden und sind vielseitig einsetzbar. Das breite Produktsortiment hält Lösungen für nahezu jedes Dämmszenario bereit und einige feste Dämmplatten haben sogar eine Doppelfunktion und fungieren zusätzlich als Putzträger. Eingesetzt werden Holzfaserprodukte in folgenden Bereichen:
- Zwischen- und Aufsparrendämmung des Dachs
- Dachbodendämmung
- Dämmung von Trennwänden
- Wärmedämmverbundsysteme (WDVS)
- Einblasdämmung in Hohlräumen
- Dach- und Dachbodendämmung
- Trittschalldämmung
- Dämmung von Holzrahmen- und Holztafelbauweise
Bauphysikalische Eigenschaften der Holzfaserdämmung
Die Holzfaserdämmung besitzt eine Wärmeleitfähigkeit von 0,040 bis 0,052 W/mK. Der Wasserdampfdiffusionswiderstand variiert je nach Art der Verarbeitung der Holzfaser. Eine lose Holzfaserdämmung besitzt einen Wasserdampfdiffusionswiderstand von 1 bis 2, Matten haben einen Wert von 1 bis 3 und Platten einen Wert von 2 bis 5. Die eingestufte Brandschutzklasse der Holzfaserdämmung ist B2 – normal entflammbar.
Auch die Rohdichte der Holzfaserdämmung unterscheidet sich je nach Art. Lose Holzfaserdämmstoffe haben eine Dichte von 30 bis 45 kg/m3, Matten eine Dichte von 40 bis 55 kg/m3 und Platten eine Dichte von 110 bis 270 kg/m3. Die spezifische Wärmekapazität der Holzfaserdämmung beträgt 2.100 J/kgK.
Vorteile und Nachteile einer Holzfaserdämmung
Die Holzfaserdämmung bietet neben ihren sehr guten Dämmeigenschaften zahlreiche Vorteile: Der nachwachsende Rohstoff Holz bindet während seines Wachstums große Mengen CO2, welches auch nach der Verarbeitung zu Dämmstoffen eingelagert bleibt. Im Gegensatz dazu werden bei der Rohstoffgewinnung für Styropordämmprodukte beispielsweise bereits Unmengen an CO2 durch die Erdölgewinnung freigesetzt. Weiterhin ist Holz ein diffusionsoffener Dämmstoff.
Das bedeutet, dass der die Holzfasern überschüssige Umgebungsfeuchte aufnehmen und bei sinkender Umgebungsfeuchte wieder abgeben. Das wiederum trägt zu einem baubiologisch gesundem Raumklima bei und beugt Schimmelbildung vor. Konventionelle Dämmstoffe sind hingegen kaum in der Lage, Feuchtigkeit aufzunehmen, weshalb es bei diesen leichter zu Feuchteschäden kommt. Zudem weist die Holzfaserdämmung eine poröse Struktur auf, was den Schallschutz begünstigt und für ein angenehmes Wohngefühlt sorgt. Zusätzlich zeichnet sich die Holzfaserdämmung durch eine niedrige Wärmeleitfähigkeit aus.

Wärmeenergie wandert demnach nur sehr langsam durch die Dämmschicht, was im Winter die Heizenergie im Hausinneren hält und im Sommer von außen eindringende Hitze abblockt. Insgesamt sind Holzfaserdämmstoffe in vielen Bereichen des Gebäudes einsetzbar. Besonders die flexiblen Dämmmatten sind für begrenzte Bauteile wie Dachsparren oder Streben geeignet und im Gegensatz zu anderen Naturdämmstoffen können ausgewählte Holzfaserdämmstoffe auch in Wärmedämmverbundsystemen (WDVS) eingesetzt werden. Generell ist das Sortiment an Holzfaserdämmprodukten mittlerweile breit gefächert, so dass es für nahezu jeden Einsatzbereich auch eine passende Dämmlösung aus Holzfaser gibt.
Nach ihrer Nutzungsdauer können viele Holzfaserdämmprodukte mühelos recycelt und wie Holz und andere Holzwerkstoffe entsorgt werden. Das stellt einen großen Vorteil gegenüber konventionellen Dämmstoffen dar, welche in der Regel kostenintensiv als Sondermüll deponiert werden müssen.
Trotz der vielen Vorteile sind bei der Wahl von Holzfaser als Dämmstoff auch Nachteile zu beachten. Holzfaserdämmstoffe werden als normal entflammbar eingestuft werden, weshalb sie vermeintlich nur wenig zum Brandschutz beitragen. Versuche zeigen allerdings, dass Holz kontrollierter und langsamer abbrennt als erdölbasierte Hartschäume, wobei die Dämmung nicht tropft und auch keine giftigen Dämpfe entstehen. Dennoch sind Holzfaserdämmstoffe in der Anschaffung oft teurer als konventionelle Dämmstoffe. Auf den Lebenszyklus gerechnet, können mit natürlichen Dämmstoffen, wie Holzfaser, allerdings Kosten gespart werden, da sie leichter entsorgt und teilweise kompostiert werden können. Ebenfalls nachteilig ist der hohe Energieaufwand, der in der Herstellung für die Erhitzung des Holzfasergemischs benötigt wird. Wird dabei jedoch auch grüne Energien wie Solar- oder Windenergie gesetzt, federt das diesen Nachteil etwas ab.
Fazit – ein nachhaltiger Allrounder für jeden Einsatzbereich
Holzfaserdämmung ist eine natürliche Art der Dämmung des gesamten Hauses. Durch die Verwendung von nachhaltig gewachsenen und zertifizierten Nadelhölzern trägt die Holzfaserdämmung zum Umweltschutz bei, schützt gleichzeitig die Bausubstanz und unterstützt durch ihre bauphysikalischen Eigenschaften ein gesundes Raumklima. Durch die Ausführung des Dämmstoffs als Platten, Matten oder loses Material ist die Holzfaserdämmung flexibel in Dächern, Wänden, Böden und Decken einsetzbar. So ist das Gebäude im Sommer optimal vor äußerer Hitze und im Winter vor eindringender Kälte geschützt.