Wohnraumgifte
Wohngifte – gesundheitsgefährdende Dämpfe im Haus
Wenn wir an Allergien erkranken oder nicht erklärbare Krankheitsbilder zeigen, aber die Ursachen nicht gefunden werden, stehen wir vor einem Rätsel. Eher selten werden dabei Wohnraumgifte bedacht, obwohl diese nicht selten für solche Krankheitsbilder verantwortlich oder zumindest mitverantwortlich sind. Sie dringen oft unbemerkt in den Körper ein, greifen Zellen und Gewebe an und bringen die Mechanismen im Körper durcheinander. Nicht nur immungeschwächte Menschen leiden unter den Folgen von Giften im Wohnraum, denn sie sind ein weit verbreitetes Problem, das besonders in Altbauten oder schlecht durchlüfteten Wohnungen vorkommt.
Schadstoffe in der Wohnung: Warum sie häufig unterschätzt werden
Die Gefahr, die von Schadstoffen in der Atemluft ausgeht, wird oft unterschätzt und nicht als Ursache für diverse gesundheitliche Beschwerden wahrgenommen. Allerdings können sie die Ursache für Kopf- und Gelenkschmerzen, Allergien oder sogar Krebserkrankungen sein. Da diese Schadstoffe jedoch häufig geruchlos sind und ihre Folgen durch die langsame Freisetzung meist erst langfristig auftreten, wird die Verbindung zwischen ihnen und bestehenden Krankheitsbildern jedoch selten hergestellt. Neben den negativen physischen Effekten auf den Körper, können Schadstoffe in der Wohnung auch die Psyche stark belasten. Durch Symptome wie Depressionen oder Antriebslosigkeit wird vollständige Erholung selbst im eigenen Zuhause unmöglich gemacht.
Worin Wohngifte enthalten sein können
Die chemischen Substanzen sind nicht nur in vielen Alltagsgegenständen enthalten, sondern auch in Baustoffen. In vielen Altbauten und Möbeln sind noch hohe Konzentrationen von giftigen Stoffen wie PCP oder Asbest vorzufinden, aber auch moderne Baustoffe enthalten leider noch zu oft Wohnraumgifte. Auch Schimmel in der Wohnung oder Hausmilben, die durch chemisch hergestellte Produkte begünstigt werden, zählen zu den Wohngiften. Je höher die Dosierung dieser Stoffe in den Produkten ist, desto weitreichender können die gesundheitlichen Folgen sein. Menschen mit geschwächtem oder nicht vollständig ausgebildetem Immunsystem sind besonders gefährdet. Wie stark die Innenräume von schädlichen Dämpfen durchzogen sind, kann durch eine Schadstoffmessung in der Wohnung und anschließender Laboranalyse festgestellt werden. Es gibt auch Do-It-Yourself-Tests, die anzeigen, wie hoch der Belastungsgrad ist und welche Arten von Giften vorliegen.
Arten von Wohnraumgiften
Um zu verstehen, wie sich Schadstoffe in der Wohnung auf die menschliche Gesundheit auswirken, ist es notwendig zu wissen, wie sie überhaupt entstehen. Dafür kann man sie zunächst in drei Kategorien einteilen: chemische, biologische und physikalische Wohnraumgifte. In diese Gruppen lassen sich zahlreiche Wohngifte einordnen, die weit über Ausgasungen durch Baustoffe und ähnliches hinausgehen. Um einen Überblick über die verschiedenen Arten der Gifte zu bekommen, die auf Baumaterialien zurückgehen, folgt eine Auswahl der am häufigsten zu findende Gifte mit ihren Entstehungsursachen und Folgen:
Chemische Wohnraumgifte
Chemische Wohnraumgifte entstehen durch chemisch bearbeitete Produkte, die Gase abgeben, welche sich wiederum negativ auf die menschliche Gesundheit auswirken können. Dazu zählen unter anderem PCP, Lösemittel, Formaldehyd oder Asbest. Abhängig vom Immunsystem des Menschen und der Verweildauer in den schadstoffbelasteten Räumen, können die Konsequenzen unterschiedlich schwerwiegend sein. Jedoch haben chemische Gifte in jedem Fall einen negativen Einfluss auf das Wohnklima und können somit unser allgemeines Wohlbefinden beeinträchtigen. Zusätzlich zu den gesundheitlichen Risiken durch diese chemischen Gase sind sie auch ein Verstärker der Klimakrise, denn sie sind nicht ohne großen Energieaufwand biologisch zersetzbar und können durch ihre Dämpfe die Ozonschicht schädigen. Nachfolgend sind einige der wichtigsten chemischen Schadstoffe aufgelistet, die in Baustoffen enthalten sind.
PCP (Pentachlorphenol)
PCP ist ein Giftstoff, der lange als Pestizid in chemisch bearbeiteten Baustoffen eingesetzt wurde. Dieser verursacht Ausdunstungen die 20 bis 30 Jahre brauchen, um zu verfliegen. PCP ist seit 2008 verboten, da es hochgradig gesundheitsgefährdend und mit hoher Wahrscheinlichkeit krebserregend ist. Es wird sogar vermutet, dass PCP Schädigungen des Erbguts bewirken kann. Dennoch ist es nach wie vor in vielen älteren Häusern und Möbeln verbaut, da es früher in fast allen Holzschutzmitteln genutzt wurde. Daher ist es ratsam diesen Stoff enthaltende Bauteile und Möbelstücke aus Wohnbereichen zu entfernen, oder die betroffenen Bauteile mit geeigneten Produkten abzuschirmen. Gesundheitsprobleme wie Kopfschmerzen und höhere Infektanfälligkeit treten besonders in Räumen mit hoher Luftfeuchtigkeit auf und wenn PCP mit dem Lösemittel Formalaldehyd kombiniert wird.
Tipp: Inzwischen gibt es viele ökologische Alternativen für den Holzschutz, mit denen auf giftige Holzschutzmittel verzichtet und schädliche Ausdünstungen vermieden werden können. Bei Naturanum finden Sie eine große Auswahl an ökologischen Produkten zu Holzschutz und -pflege.
Lösemittel
Lösemittel sind Flüssigkeiten, die vor allem Feststoffe lösen, ohne eine chemische Reaktion herbeizuführen. Sie werden beispielsweise in Lacken, Farben, Klebern, Reinigungsmitteln und synthetischen Bodenbelägen genutzt und geben schädliche Dämpfe ab, die über die Haut und die Atemwege in den menschlichen Organismus gelangen können. Wenn es sich um chemisch gewonnene Lösemittel handelt, kann dadurch die Sauerstoffzufuhr im Körper beeinträchtigt werden. Folglich sinkt die Belastungsfähigkeit des Körpers und das Risiko für Atembeschwerden wird gesteigert. Außerdem können künstliche Lösemittel Allergien, Schlafstörungen und viele weitere Gesundheitsrisiken hervorrufen. Zusätzlich zu den negativen Auswirkungen auf den Menschen, sind chemische Lösemittel auch sehr umweltbelastend, denn sie werden aus Erdgas und Erdöl gewonnen und begünstigen durch ihre giftigen Dämpfe das Fortschreiten des Klimawandels. Auch in ökologischen Produkten sind Lösemittel enthalten, allerdings handelt es sich hierbei meist um natürliches Öl oder Wasser. Diese Produkte können ebenso Dämpfe abgeben, die jedoch umweltfreundlicher und für den Menschen in der Regel unbedenklich sind. Naturbasierte Produkte wie Lehmfarben, die frei von chemischen Lösemitteln sind, sind sowohl eine tolle Alternative im Sinne der Gesundheit als auch der Natur.
Formaldehyd
Formalaldehyd ist als Konservierungsstoff, Lösemittel und Holzkleber, unter anderem in Span- und Hartfaserplatten, Dämmstoffen wie Glaswolle und vielen konventionellen Farben und Lacken vorzufinden. Das farblose Gas hat zwar einen säuerlichen Geruch, allerdings wird dieser selbst bei hoher Konzentration oftmals durch Gewöhnungseffekte nicht mehr wahrgenommen. Der Giftstoff kann Augenbrennen, Schleimhautreizungen und Kehlkopfschwellungen verursachen und schlimmstenfalls sogar Krebserkrankungen oder Veränderungen des Erbguts hervorrufen. Besonders bei günstigeren importierten Holzprodukten besteht das Risiko für höhere Formaldehyd-Konzentrationen, da Hersteller aus dem Ausland nicht notwendigerweise die deutschen Richtlinien für Giftstoffe einhalten. Wer auf Formaldehyd in seinen Baumaterialien verzichten will, sollte auf ökologische Baustoffe, z. B. Wandfarben, Lacke und Dämmstoffe, zurückgreifen, die aufgrund ihrer natürlichen Zusammensetzung gesundheitlich unbedenklich und umweltfreundlich sind.
Asbest
Als Asbest bezeichnet man eine Gruppe natürlich vorkommender Mineralien, die bauchemisch zu Fasern verarbeitet werden. Das Material wurde früher sehr häufig in Baustoffen verbaut, beispielsweise in Dach- und Fassadenverkleidungen wie PVC-Platten, Putzen oder Spachtelmassen. Die Nutzung von Asbest ist bereits seit 1993 untersagt, da er nachgewiesen krebserregend ist. Jedoch sind bis heute nach wie vor etwa 80 % der ursprünglich verbauten Asbestprodukte in Gebäuden vorfindbar. Nicht nur Krebs kann die Folge sein, sondern auch die sogenannte Asbestose, die heute als Berufskrankheit anerkannt wird, welche durch das Einatmen von Asbestfasern über einen längeren Zeitraum auftritt. Dabei vernarbt das Lungengewebe, was zu Symptomen wie Atemnot und Reizhusten führen kann.
Wie schwerwiegend die Folgen von Asbest sind, hängt davon ab, ob es sich um stark oder schwach gebundene Asbestmaterialien handelt. Von stark gebundenen Materialien wie Zement geht im intakten Zustand nicht zwingend eine Gefahr aus. Schwach gebundene Baustoffe wie Asbesttapete hingegen sollten dringend aus dem Wohnbereich entfernt werden, da sie eine konstante Gesundheitsgefahr darstellen. Bei der Sanierung sollte Asbest professionell von Fachleuten abgetragen werden, da die Freisetzung der Fasern so gut wie möglich vermieden werden sollte. Die Entsorgung von Asbestmaterialien ist sehr kostspielig, da sie nicht in den Hausmüll geworfen werden dürfen, sondern ordnungsgemäß bei einem Wertstoffhof abgegeben werden müssen.
Biologische Wohnraumgifte
Biologische Wohnraumgifte sind Gifte, die nicht direkt durch Chemie in bestimmten Materialien verursacht werden, aber deren Entwicklung durchaus durch chemische Stoffe begünstigt wird. Dazu zählen Schimmelpilze und Hausstaubmilben, die schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben können. Durch die bewusste Entscheidung für ökologische Baumaterialien und eine entsprechende Pflege des Wohnraums kann die Entstehung dieser Wohnraumgifte gehemmt werden.
Schimmelpilze
Schimmel wird als Überbegriff für diverse Pilze verwendet, von denen es unzählige Arten gibt, die in Häusern gefunden werden können und einen negativen Einfluss auf die menschliche Gesundheit haben. Die Sporen dieser Pilze werden in die Luft abgegeben und vergiften Gewebe und Zellen, wenn sie durch Einatmen in den menschlichen Körper gelangen. Die Entgiftungsorgane Leber und Nieren können Schimmelsporen auf Dauer nicht abhalten.
Magen-Darm-Beschwerden, Hautkrankheiten oder sogar Leberkrebs können die Folge sein. Die konkreten Auswirkungen von Schimmel in der Wohnung sind allerdings abhängig von der Art des Pilzes, der Sporenanzahl und auch dem Gesundheitszustand bzw. dem Immunsystems des betroffenen Menschen. Schimmel kann diverse Ursachen haben. Feuchte, warme und unzureichend gelüftete Räume bieten beste Voraussetzungen für die Ansiedlung dieser Organismen. Auch feuchtigkeitsundurchlässige Wandverkleidungen wie Kunststofflacke und-tapeten begünstigen Schimmelbildung. Daher kann er sehr effektiv mit feuchtigkeitsdurchlässigem Wandbelag wie ökologischen Putzen in Kombination mit ökologischen Wandfarben vermieden werden.
Wie Sie Schimmel vorbeugen und behandeln können, erfahren Sie hier.
Hausstaubmilben
Hausstaubmilben sind kleine Tierchen, die zur Gattung der Milben zählen und damit zu den Spinnentieren gehören. Sie sind in Textilien, wie Betten und Teppichen zu finden und können Allergien herovorrufen. Grund dafür ist, dass die Tiere Exkremente abgeben, die sich nach ihrer Zersetzung mit dem Hausstaub vermischen. Wenn das Milben beinhaltende Material dann bewegt wird, z.B. durch das Verschieben eines Teppichs, gelangt dieser Milbenstaub in die Atemluft. Das Einatmen des Staubs kann neben Allergien auch Folgen wie Nasen- und Augenreizungen, Niesreiz und Asthma haben. Daher sollten Allergiker oder immunschwache Personen darauf achten, Textilböden zu vermeiden und lieber auf umweltschonende und textilfreie Bodenbeläge zurückgreifen – z. B. Massivholzböden oder VIA Platten.
Physikalische Wohnraumgifte
Neben den chemischen und biologischen Emissionen gibt es auch noch physikalische Wohnraumgifte. Hierzu zählen beispielsweise Lärm, Feuchte und Elektrosmog. Lärm ist zwar nicht direkt ein Gift, kann aber je nach Dauer und Intensität negative Auswirkungen auf das menschliche Wohlbefinden und den Körper haben. Symptome wie Schlaf- und Kreislaufstörungen oder Verspannungen können Folgen einer hohen Lärmbelastung sein. Eine weitere physikalische Belastung in Wohnräumen ist hohe Luftfeuchtigkeit, die zu Schimmel führen kann. Sie wird vor allem durch unzureichendes Lüften, aber auch fehlende Feuchtigkeitsregulierung der verwendeten Baustoffe verursacht. Um eine zu hohe Luftfeuchtigkeit im Innenbereich zu vermeiden, kann mit atmungsaktiven Materialien wie Lehm oder Kalk gearbeitet werden.
Elektromagnetische Störfelder
Nicht zuletzt stellt auch Elektrosmog, verursacht durch elektromagnetische Felder, eine zunehmende Beeinträchtigung für die menschliche Gesundheit dar. Elektromagnetische Felder unsichtbar für unsere Sinne und werden dadurch oft nicht als Ursache für körperliche Beschwerden beachtet. Schon immer umgeben sie den Menschen in natürlicher Form durch das Erdmagnetfeld, aber erst seit der Entdeckung der Elektrizität werden sie auch künstlich erzeugt. Diese künstlich geschaffenen Magnetfelder werden durch Elektrogeräte oder elektrische Leitungen verursacht, aber auch von Telefon- und Funkmasten. Die Frequenzen dieser elektrischen Wellen können auf den Körper einwirken, indem sie im Gewebe zu Wärme umgewandelt werden (hochfrequente elektromagnetische Felder) oder auch auf die Reizweiterleitung des menschlichen Körpers einwirken (niedrigfrequente elektromagnetische Felder)[1]. Je nach Intensität und Dauer, der der menschliche Körper solchen Strahlungen ausgesetzt ist, können Kopfschmerzen, Übelkeit und Schlafstörungen durch vermehrte Stresshormone bis hin zu Tumorwachstum die Folgen sein.
Schon gewusst?
Künstliche elektrische Felder können im Alltag nur schwer völlig vermieden werden, aber man kann sie zum Beispiel durch Verzicht auf das Handy am Bett oder das Telefonieren mit Lautsprecher bzw. Kopfhörern reduzieren. Weiterhin gibt es auch spezielle Abschirmputze und -farben, die die Emissionen der elektrischen Felder reduzieren.
Raumgift | Vorkommen | Krankheitsbild | |
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PCP (Pentanchlorphenol) |
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Lösemittel |
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Asbest |
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Formaldehyd |
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Schimmelpilze |
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Fazit
Es gibt zahlreiche Wohnraumgifte, die unterschiedlichen Wirkungen auf den Körper haben. Eines haben sie alle gemeinsam: sie gefährden die menschliche Gesundheit und wirken sich negativ auf das Wohlbefinden aus. Einige dieser Stoffe sind massiv gesundheitsschädlich und können schwerwiegende Erkrankungen hervorrufen. Doch auch die auf den ersten Blick harmlos wirkenden Krankheitsbilder wie Kopfschmerzen können die Lebensqualität langfristig beeinträchtigen und zu Folgeerkrankungen führen. Außerdem tragen synthetische Baustoffe, die giftige Dämpfe abgeben, zum Voranschreiten des Klimawandels bei. Mit ökologischen Baustoffen kann der Ausbreitung dieser Wohnraumgifte vorgebeugt werden, so dass Umwelt und Gesundheit vor den schädlichen Dämpfen geschützt werden.
